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III. Autonomes politisches Leben.1.
Staats-und VerwaltungslebenDie letzten politischen Ereignisse zwangen die maßgebenden
Kreise des staatlichen Bereiches, ihre Stellung nach außenhin
klarzulegen. Dabei zeigte es sich wieder, daß man tschechischerseits
immer noch nicht imstande ist, die bisher geübte Taktik
aufzugeben, wortreiche, in Wirklichkeit aber inhaltslose und
hintergründige Erklärungen abzugeben, um für alle Möglichkeiten
gewappnet zu sein. Dies bewiesen sowohl die Erklärung der Protektoratsregierung
zu der Auseinandersetzung mit Sowjetrußland
und die Kundgebung des Staatspräsidenten Dr. Hácha zu den Einziehungen
von Tschechen in England wie die Erörterungen zur
Nichtanerkennung der tschechoslowakischen Emigrantenregierung
in London durch die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie die
Tschechen selbst die Einstellung ihrer führenden Köpfe einschätzen,
zeigte ein unter ihnen verbreitetes Gerücht, wonach
Staatspräsident Dr. Hácha geäußert habe, das Ende des Krieges
nicht mehr erleben zu wollen; man schließt daraus auf ein zu
erwartendes verschärftes Vorgehen der Deutschen gegen die Tschechen
nach Kriegsschluß oder nimmt an, daß Hácha mit einer Niederlage
Deutschlands und damit auch mit dem Ende seiner Stellung rechne.
In der im eigenen sowie im Namen der Protektoratsregierung
abgegebenen Erklärung des Staatspräsidenten Hácha
zu dem Krieg mit Sowjetrußland berühren diejenigen Ausführungen
zweideutig, wonach die Entscheidung des Führers
die Tschechen geistig ebenso vorbereitet gefunden habe wie
stets in den Schicksalsstunden ihrer Geschichte, wo sie
auf „lange Zeit“ über ihre Einstellung zu entscheiden
hatten. Eigenartig – und im Hinblick auf die frühere prosowjetisch
orientierte tschechoslowakische Außenpolitik
als falsch zu bezeichnen – sind die Worte, wonach das tschechische
Volk dem Bolschewismus in jeder Richtung die Stirn
geboten habe, und zwar auch in jenen Zeiten, die für ihn