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tschechischem Beamtenrecht Vaniček diese Wahl nicht annehmen
durfte, wurde ihm durch den Gesundheitsminister Klumpar die
Erlaubnis dazu erteilt. Vaniček lehnte jedoch die Annahme des
Postens ab und verlangte von Krejčí die Unterbringung befreundeter
Professoren, die Freimaurer sind. Bei entsprechenden
Verhandlungen im Ministerrat soll es zu heftigen Auseinandersetzungen
gekommen sein. Angeblich erreichte aber Finanzminister
Kalfus, der ebenso wie die Minister Klumpar und
Krejčí Freimaurer sein soll, die entgegenstehenden Meinungen
zu beschwichtigen.>
In der tschechischen
Verwaltung ist eine noch ungelöste Frage
ihre Durchsetzung mit deutschstämmigen Beamten, die als Gegengewicht
gegen die bei den tschechischen Beamten vorhandene deutschfeindliche
Einstellung immer notwendiger erscheint. Als Hindernisse
für eine derartige Durchsetzung traten bisher der Personalmangel
und die Einstufungsfrage auf. Eine Behebung des Personalmangels
wird sich erst nach Änderung der durch die Kriegslage bedingten
Verhältnisse ermöglichen lassen. Die Besoldungsfrage wurde bereits
durch eine Ausgleichszulage geregelt.
Danach soll bei Arbeitern und Angestellten eine prozentuale
Aufstockung erfolgen, so daß die Altreichslöhne erreicht werden,
während bei den Beamten eine Dienstpostenbewertung ähnlich
der in der Ostmark erfolgen soll und die Beamten dann, je
nach der Kategorie, in die sie gehören, nach Reichsgrundsätzen
ein Gehalt berechnet erhalten. Der Unterschiedsbetrag
zwischen Protektorats- und Reichsgehalt soll als Ausgleichszulage
gewährt werden.
Die deutschfeindliche Einstellung des überragenden Teiles
der tschechischen
Beamtenschaft kam wieder in mannigfaltigen Vorfällen
des letzten Monats zum Vorschein. An Beispielen seien angeführt:
Der tschechische Bürgermeister von Altstadt (OLB Mährisch-Ostrau) wurde seines Amtes enthoben, weil er anläßlich der
Abtragung des Masaryk-Denkmals folgende Meldung an die Bezirksbehörde
abgab: Das Denkmal des T.G.Masaryk wurde beseitigt.
Zufällig Vorübergehende haben darüber sichtlich die
Köpfe geschüttelt.
Der als Deutschenfeind bekannte Bürgermeister von Prisnotitz
(OLB Brünn) entfernte das Beneschbild im Gemeindeamt mit den
Wortens "Ich muß es irgendwo aufheben, wo ich es gleich finde."
Der bei der tschechischen Bezirksbehörde in Tschaslau (OLB
Kolin) angestellte Ing. Bacilek erklärte einer deutsch lernenden
Tschechin, es sei nicht mehr nötig, Unterricht in der
deutschen Sprache zu nehmen, da diese in spätestens zwei Monaten
nicht mehr gebraucht würde.