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Das gesamte kulturelle Leben der dem Gau Sudetenland der
NSDAP angeschlossenen Gebietsteile des Protektorates erhielt
in den letzten Wochen sein Gepräge durch die Grossveranstaltung
der NSDAP "Gaukulturmonat Mai". Die Veranstaltungsreihe,
welche am 4. 5. von Gauleiter Henlein im Prager Ständetheater
eröffnet wurde, fand ihren Höhepunkt in einer Grosskundgebung
der NSDAP am 25. 5., bei der Reichsleiter Rosenberg über
"Deutsche Kultur im Kriege" sprach. Der Gaukulturmonat brachte
neben Gastspielen von Reichsbühnen eine Reihe musikalischer
Veranstaltungen der Berliner und der Sudetendeutschen
Philharmonie, des Collegium Musicum unter Professor Diener
und des Dresdener Baumquartetts sowie einen Tanzabend der Berliner
Tänzerin Erika Lindner. Zu kulturpolitischen und weltanschaulichen
Problemen wurde in Vorträgen von Colin Ross,
Gaupropagandaleiter Höller, Dr. Blass und einer Dichterlesung
von Franz Nabl Stellung genommen, der teilweise recht schwache
Besuch dieser Vorträge wie auch einzelner musikalischer
Veranstaltungen ist wohl in erster Linie auf eine gewisse
Übersättigung des Prager Publikums durch die Vielzahl des Gebotenen
zurückzuführen. Das Gesamtbild des Gaukulturmonats
wurde durch die Ausstellungen "Die politische Karikatur",
"Die deutsche Graphik der Gegenwart" und "Bernstein das Gold
des Meeres", welche bei den Prager Deutschen grossen Anklang
fanden, wirkungsvoll ergänzt. Auch in der Provinz (in Pilsen,
Mähr.Ostrau und Olmütz) fanden im Rahmen des Gaukulturmonates
z.T. Eigenveranstaltungen statt, z.T. kamen dieselben Vortragenden
und Künstler wie in Prag zum Wort.
Den Prager deutschen Bühnen gelang es, den Monat Mai zu
einem Höhepunkt ihrer diesjährigen Spielzeit zu gestalten. Zu
nennen sind hier vor allem die durch den Reichsprotektor ermöglichte
Wiedereröffnung des Neuen Deutschen Theaters (nunmehr
Deutsches Opernhaus) mit einem von Furtwängler geleiteten
Konzert der Berliner Philharmonie und zwei Opernaufführungen
durch das "Deutsche Opernhaus Berlin" im gleichen Theater,
das eine repräsentative, mit allen technischen Errungenschaften
ausgestattete Opernbühne werden soll. Die Maispielzeit
des Deutschen Schauspielhauses in Prag gestaltete sich besonders