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III. Autonomes politisches Leben.
1. Staats- und Verwaltungsleben.
Die im staatlichen Bereich von den Tschechen betriebene
Politik erinnert immer mehr an die von ihnen im Laufe ihrer Geschichte
oft eingehaltene Taktik, auf einen hartnäckigen Widerstand
gegen das Deutsche Reich zu verzichten und dessen Oberhoheit
anzuerkennen, um diesem damit ein gewaltsames Eingreifen
in das eigenstaatliche und nationale Leben unmöglich zu machen
und mit einer "partiellen Germanisation das tschechische Volk
vor der völligen Germanisierung zu bewahren". Aufschlußreich
sind in dieser Beziehung Äusserungen des Ministerpräsidenten
Eliáš; unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Bemühungen der
Protektoratsregierung zu werten, ihren Beitrag, für den Existenzkampf
des deutschen Volkes zu liefern. Sowohl das Anerbieten
zur Aufstellung einer tschechischen Freiwilligentruppe für den
Kampf gegen Sowjetrußland wie der Vorschlag, zur Einführung der
Arbeitsdienstpflicht im Protektorat zeigten an ihrer Aufnahme
in der tschechischen Öffentlichkeit, daß man tschechischerseits
nicht den Willen zu einer positiven Zusammenarbeit mit dem Reich
hat und diesen auch nicht von den führenden Politikern erwartet,
Staatspräsident Hácha wurde dabei neuerdings mit dem Nimbus
eines Kämpfers für das tschechische Volk umwoben; bezeichnend
ist, daß er die deutsche Ablehnung des Vorschlages zur Aufstellung
einer Freiwilligentruppe mit sichtlicher Erleichterung
aufgenommen haben soll. Auch die von der Regierung betriebene
Reorganisation der Wirtschaft ist weniger von dem Willen getragen,
dem Reich zu helfen, als von der Überzeugung, daß bei einem
Versagen der Protektoratswirtschaft nach Beendigung des Krieges
tiefgreifende Folgen für das tschechische Volk eintreten könnten.