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Schließlich hat die Abtrennung der Stadt
Neuhaus mit 18 Gemeinden
vom OLB Budweis und ihre Zuteilung zum OLB Iglau bei dem
Neuhauser Deutschtum keinen freudigen Widerhall gefunden.
Die Neuhauser Deutschen hegen ganz einheitlich für die Zeit
nach Kriegsende die Erwartung einer Angliederung an den
Reichsgau Niederdonau. Parteimäßig gehören sie bereits heute
zum Kreis Neubistritz/ND; der einzige Fall, daß Deutsche
des Protektorates einer Kreisleitung im angrenzenden Reichsgebiet
unterstehen. In Neuhaus ist bekannt, daß seitens der
Gauleitung Niederdonau der Kreis Neubistritz für zu klein
gehalten wird und auch die dort vorhandenen Dienstgebäude
nicht ausreichen, sodaß eine Verlegung der Kreisleitung nach
Neuhaus mit Kriegsende zu erwarten sei. Bis dahin war das
Deutschtum von Neuhaus mit der Zuteilung zum OLB Budweis
insofern einverstanden, als es wirtschaftliche starke Bindungen
zu dieser südböhmischen Metropole hat. Nach Iglau dagegen
bestehen kaum Beziehungen, genügen die Bahnverbindungen Iglau-
Neuhaus nicht für einen regeren Verkehr und ist die entsprechende
Straße in einem äußerst mangelhaften Zustand. Ihr Ausbau
erscheint dringend notwendig, zumal die gute Straße
Budweis - Neuhaus - Teltsch - Brünn von vielen nicht benutzt
werden kann, da sie stellenweise über außerhalb des Protektorates
liegendes Reichsgebiet führt. Die Tschechen verhalten
sich in Neuhaus infolge des tatkräftigen Vorgehens des Regierungskommissars
ruhig und scheinen sich mit einer auch von
ihnen erwarteten Zuteilung zu Niederdonau abgefunden zu haben;
sie sind heute vornehmlich wirtschaftlich interessiert
und zeigen eine gewisse Gleichgültigkeit, ob sie von Budweis
oder von Iglau aus beaufsichtigt werden.
4. Kultur- und Gemeinschaftsleben.Die ungünstige altersmäßige Zusammensetzung der deutschen
Bevölkerung im Protektorat zeigte sich anläßlich der deutschen
Schuleinschreibungen für das Schuljahr 1940/41.
Die Zunahme von 772 Schülern in Mähren gegenüber 963 in Böhmen
entfällt einmal auf Bürgerschüler, zum anderen auf Einschulung
älterer Jahrgänge aus streudeutschen Gebieten, die
bisher tschechische Schulen besuchten. Wenn auch die deutschen
Volks- und Bürgerschulen durch den Zuwachs von insgesamt
1535 Schülern eine zahlenmäßige Stärkung erfahren haben,
bleibt relativ ein Rückgang deutscher Volksschüler in Mähren
festzuhalten.
Die günstigen Auswirkungen von
Schülerheimen haben bei der
deutschen Bevölkerung im Protektorat freudige Aufnahme gefunden.
Aus allen Gebieten wird von ständig zunehmenden Anmeldungen berichtet.
Die Ermöglichung deutschen Schulbesuches für jedes deutsche
Kind wirft die Frage nach Schaffung von Freistellen für Unbemittelte