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hat kirchlicherseits vor, diese jungen, überaus wendigen
Kapläne mit Verkehrsmitteln auszurüsten, die eine restlose
Betreuung der verstreut im Erzbistum Prag wohnhaften Deutschen
gewährleistet. Die deutsche katholische Seelsorge,
die auf das engste mit dem "Reichsverband für das katholische
Deutschtum im Ausland" zusammenarbeitet, hat den
Versuch, ein entsprechendes Gebäude für die Unterbringung
eines Konviktes deutscher Theologen zu erwerben, noch nicht
aufgegeben und ist bemüht, durch amtliche deutsche Unterstützung
den Ankauf eines anderen geeigneten Gebäudes
zu erreichen. Einzelne Geistliche versuchen auch weiterhin
in versteckter Form, die weltanschaulichen Gegensätze zum
Nationalsozialismus hervorzuheben.>
Die katholische Theologische Fakultät der Deutschen Karlsuniversität
in Prag hat durch den
Fall Winter einen empfindlichen
Schlag erlitten. Der bekannte Universitätsprofessor Dr.
E. Winter hat kürzlich seinen Lehrstuhl für Kirchengeschichte
aufgegeben und diesen Schritt mit weltanschaulichen Beweggründen
motiviert. Als Nachfolger soll der Tepler Prämonstratenser
Chorherr Pater Augustin Huber provisorisch eingesetzt werden.
Winter war Jesuit und verfügte im letzten Jahrzehnt als
Betreuer der sudetendeutschen katholischen Jugendbewegung
über einen nicht unbedeutenden Anhang in katholischen
Akademikerkreisen. Im volkspolitischen Kampf des Sudetendeutschtums
hat er sich stets für die nationalen Belange
eingesetzt. Kirchliche Kreise versuchen in Befürchtung
weiterer Auswirkungen, mit allen Mitteln in der Öffentlichkeit
und innerhalb der Geistlichkeit den Rücktritt
Winters zu vertuschen. Gleichzeitig hofft man, daß Winter
andererseits von Partei und Staat als nicht zuverlässig
fallen gelassen werde. Katholische Fachkreise äußerten sich
dahingehend, daß Winter solange nicht von der Kirche exkommuniziert
werde, als er sich keine kirchlichen Strafhandlungen
zuschulden kommen lasse.
Die
Altkatholische Kirche im Protektorat, die im Juli
d.J. in einen deutschen Pfarrsprengel mit dem Sitz in Brünn
und in einen tschechischen mit dem Sitz in Prag aufgeteilt wurde,
ist derzeit noch immer mit der Erfassung ihrer Anhängerschaft
beschäftigt.
Die Mitglieder wurden kürzlich erneut in der deutschen
Tagespresse aufgefordert, sich in den Kirchenkanzleien
zu melden, was auf ein nur geringes Interesse der Anhänger
an ihrer kirchlichen Institution schließen läßt.