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schon früher zum Lehrkörper der Hus-Fakultät gehörten.
In Olmütz dagegen reichte ein einziger Geistlicher als
Lehrer aus.>
In einem Vortrag äusserte Pfarrer Štulc aus Chwaletitz,
dass es den Tschechen lieber gewesen wäre, wenn die
Deutschen nur mit dem Kreuz und nicht mit dem Schwert gekommen
wären. Er spielte zwar anschliessend auf den
Deutschen Kreuzritter-Orden an, aber die Versammelten
wussten seine Werte auf die jüngsten Zeitereignisse zu beziehen.
Des weiteren äusserte er, dass der christliche
Glaube seine Anhänger zu Fanatikern ausbilde, die lachend
in den Tod gingen. Alle Versprechungen verschiedener
Cäsaren und Führer seien vergänglich. Mit der Zeit geriet
die Versprechungen, wie jene, die sie gegeben haben in
Vergessenheit. Sein ganzer Vortrag zielte darauf ab, gleichzeitig
kirchlich und poIitisch zu schulen. Die grösstenteils
aus Intelligenzkreisen stammenden Zuhörer waren restlos
auf seiner Seite.
Anfang Februar fand im Rahmen der im allgemeinen stark
aktivierten tschechisch-evangelischen Jugendarbeit eine
sogenannte „Winterschule“ der tschechisch-evangelischen
Jugend (SCME) unter dem Motto „Ihr werdet mir zeugen“
statt. Die Beteiligung war für die Verhältnisse dieser
Kirche eine äusserst gute. Die Teilnehmer waren bei
evangelischen Familien einquartiert. Die Verpflegung
am Lagerort Wellen (OLB Kolin) war so gut und reichlich,
dass dies starkes Missfallen der Bevölkerung erregte.
Das erwähnte Lager war beim zuständigen Oberlandrat nicht
angemeldet.
Die
Methodisten-Kirche im Protektorat entwickelt seit
einigen Wochen durch Predigten eine verstärkte tschechisch-
nationale Propaganda. Die obersten Repräsentanten dieser Kirchengruppe,
Superintendent Barták, in erster Linie jedoch
Superintendent Vančura, gebrauchten in zahlreichen Vorträgen
in letzter Zeit deutschfeindliche Äusserungen.
Die Methodisten-Kirche kam erst nach der Errichtung der
ehem. ČSR langsam zur Entwicklung. Dr. Kamil Barták,
der jetzige Leiter dieser evangelischen Freikirche, kam
1918 aus Amerika zurück und versuchte den Anschluss an die
bestehenden tschechisch-protestantischen Kirchen. Als amerikanischer
Methodist vertrat er jedoch von Anfang an
Sonderbestrebungen, die beim tschechischen Volk zunächst
wenig Verständnis fanden. Durch eine geschickte Propaganda
brachte er in der Folgezeit die Methodisten-Kirche
zu einem steten Anwachsen und aufblühen, so dass deren
Mitgliederzahl heute annähernd 15 000 Menschen umfasst.
Die Methodisten-Kirche im Protektorat, welche in
den letzten Jahren als Körperschaft des öffentlichen
Rechts anerkannt war und von Seiten der Protektoratsregierung