Periodické zprávy pražského řídícího úseku SD

přihlásit se
> Měsíční zprávy / Monatsberichte > Rok 1940 > červen 1940
- 21 -
Die Abendausgabe des "A-Zet" musste am 17.6. beschlagnahmt,
werden, weil die Sondermeldung über die Kapitulation Frankreichs
nicht in der ausdrücklich vorgeschriebenen Form gebracht
wurde. "Národní listy" verhielten sich gegenüber der
Gruppe aktivistischer tschechischer Schriftleiter reserviert
und behaupteten, deren Kritik entspringe nur einer gewissen
"Schwierigkeit der Zeit". Es ist auffallend, dass diese Zeitung
auch sonst die oben geschilderte Umstellung am wenigsten
durchgeführt hat. Die Tageskorrespondenz der tschechischen
Einheitspartei (TNS), die u.a. von dem als deutschfeindlich
bekannten Redakteur Kut geleitet wird, wich einer
eindeutigen Stellungnahme zur politischen Lage ebenfalls
weitgehend aus und beschäftigte sich statt dessen vorwiegend
mit den verschiedenen kulturellen Aktionen der Nationalen
Gemeinschaft. Unbefriedigend war die Haltung der gesamten
tschechischen Presse hinsichtlich ihrer Stellungnahme zur
Sprachenverordnung (vor allem angesichts der Umbenennung
der Prager Strassen).


An redaktionellen Aenderungen ist zu erwähnen, dass das Organ
der NG-Jugend in dem stellvertretenden Hauptschriftleiter
des "Polední list", Werner, eine neue Leitung erhielt, dass neuerdings
wieder die der tschechisch-bulgarischen Zusammenarbeit dienende
Zeitschrift "Česko-bulharské vzájemnosti" erscheint, dass
im Juni eine neue Zeitschrift des tschechischen Museumsverbandes
("Zprávy svazu českých museí v Praze") und eine neue Fachzeitschrift
für Familien- und Sippenforschung ("Dějiny - Tradice-
Rod") begründet wurde. Auch die antisemitische Zeitschrift "Znova"
erschien nach langem Ausbleiben wieder einmal. Seit 9. 6. werden
von der Vlajka Pressebriefe in deutscher Sprache herausgegeben.
Es wäre natürlich verfehlt, anzunehmen, dass die geschilderte
Umstellung der Presse eine tatsächliche weltanschauliche Umorientierung
der grösstenteils durch ihre frühere Parteizugehörigkeit
und deutschfeindliche Haltung vorbelasteten tschechischen Schriftleiter
ausdrücke. Die Umstellung ist vielmehr bei einem Grossteil
der Schriftleiter durch die Furcht vor etwaigen Folgen einer
deutschfeindlichen Haltung nach dem Kriege bedingt. Im übrigen
wirkt sich natürlich fortlaufend die Beeinflussung der Presse
durch verschiedene Massnahmen der zuständigen deutschen Stellen
aus. Zur Zeit ist eine Fahrt tschechischer Journalisten zur Westfront
im Gange, deren propagandistisches Ergebnis bisher nicht
übersehen werden kann.