- 21 -
3. Kirchen.Die
Katholische Kirche war in den vergangenen zwei Monaten
in jeder Beziehung sehr aktiv tätig. Die österliche
Zeit mit ihren vielen kirchlichen Feiern gab den Geistlichen
genügend Gelegenheit, ihren grossen Einfluss in der Öffentlichkeit
geltend zu machen. Die Bischöfe des Protektorats
hatten in Hirtenbriefen während der Pastenzeit den Klerus und
die Gläubigen ermahnt, in der Erfüllung ihrer Pflichten nicht
nachzulassen und dafür Sorge zu tragen, dass auch diejenigen,
die zu sehr im politischen Leben stehen und zu keiner Besinnung
für ihr Seelenheil kommen, durch eifrige Bearbeitung wieder der
Kirche zugeführt werden. Der Bischof von Brünn sprach in einem
Rundschreiben an seine unterstellte Geistlichkeit seinen Dank
für die Tätigkeit innerhalb des GlaubensVerbreitungswerkes aus
und gab offen zu, dass sich die Erfolge in den letzten Jahren
besonders günstig gestaltet haben und weiterhin für den Bestand
der Kirche keine Befürchtungen mehr zu hegen seien; das tschechische
Volk würde sich nie wieder von der Kirche trennen. Bemerkenswert
ist auch die Feststellung, dass in der letzten Zeit
wiederholt Hirtenworte und Informationsmaterial von Bischöfen
aus dem Reich aufgetaucht sind. Aus dieser Tatsache kann die
Folgerung gezogen werden, dass die hiesigen Bischöfe nunmehr
vom Reich aus über sämtliche Fragen, die die deutschen katholischen
Kirchenführer beschäftigen, unterrichtet werden. Die
Bistümer des Protektorats sind offenbar stillschweigend dem
deutschen Episkopat eingegliedert worden, nachdem der mit der
ehemaligen Tschechoslowakischen Republik abgeschlossene „modus
vivendi" mit Errichtung des Protektorats steine Gültigkeit verloren
hat und zwischen Reich und Vatikan für die Gebiete Böhmen
und Mähren nun ein vertragsloser Zustand besteht.>
Von besonderen Ereignissen im kirchlichen Bereich hat die
Tschechen das Ableben des Kardinal Kašpar grösstenteils stark
beeindruckt, was z.B. auch in vielen Presseartikeln zum Ausdruck
kam (z.B. „Osvěta lidu“ vom 26. 4. 41: „nicht nur die katholische
Öffentlichkeit, sondern auch alle Tschechen verlieren in ihrem