I. Allgemeine Stimmung der Tschechen
Die Stimmungsmäßige Haltung der Tschechen entsprach im
Monat März im Wesentlichen der außenpolitischen Entwicklung.
Zu Beginn des Monats bewirkte der Beitritt Bulgariens zum
Dreimächtepakt und der nachfolgende Einmarsch deutscher Truppen
in dieses Land einen fühlbaren Rückgang der tschechischen
Hoffnungen auf eine Endniederlage der Achsenmächte. Im Laufe
des Monats glich sich diese stimmungsmäßige Auswirkung, vor
allem infolge der durch die Annahme des USA-Englandhilfsgesetzes
erweckten Hoffnungen, weitgehend aus. Die langwierigen
Verhandlungen vor dem Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt
trugen ebenfalls dazu bei, den Mut der Tschechen zu
stärken. Um so größer war die Enttäuschung, als dann am 25. 3.
tatsächlich Jugoslawien dem Dreimächtepakt beitrat. Die daraufhin
allgemein festzustellende Niedergeschlagenheit der Tschechen
schlug jedoch jäh ins Gegenteil um, als der Staatsstreich
in Jugoslawien bekannt wurde. Man gab sich jetzt geradezu
einem Siegestaumel hin und feiert nunmehr die Jugoslawen als
das erste kleine Volk, das den Mut besaß, der deutschen
„Expansion“ zu widerstehen. Die Überzeugung, daß damit der
Anfang des Zusammenbruchs der Achsenmächte gegeben sei, ist
zur Zeit Gemeingut fast des gesamten tschechischen Volkes.
Dieser allgemeinen Stimmung entsprach die Haltung des
tschechischen Volkes bei besonderen politischen Anlässen und im
täglichen Leben. Der zweite Jahrestag der Protektoratserrichtung
wurde von der tschechischen Bevölkerung nur soweit beachtet,
als es unbedingt auf Grund staatlicher Anordnungen erforderlich
war. Dagegen zeigte sich in zahlreichen Einzelfällen der
ständig zunehmende Einfluß des Londoner Rundfunks und einer vorwiegend
von Intellektuellen ausgehenden Flüsterpropaganda. Demgemäß
dauerte der passive Widerstand auf allen Lebensgebieten an
und erfaßte in zunehmendem Maße auch politisch bisher indifferente