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I. Allgemeine stimmungsmässige Entwicklung.
Die im hiesigen Jahresbericht geschilderte abwartende
Haltung der Tschechen hat sich in der Berichtszeit nicht verändert.
Abgesehen von einer verstärkten kommunistischen Flugblattpropaganda
zum 15. 3. und neuerdings zum 1. Mai wurden
Demonstrationsparolen nicht verbreitet. Im Gegenteil, ebenso
wie die feindlichen Auslandssender riefen auch die feindlicherseits
abgeworfenen Flugblätter ("Botschaft Grossbritanniens
zum 15. März", abgeworfen am 17. 3. im OLB Klattau,
und Aufruf der tschechoslowakischen Armee in Frankreich an
die "Brüder in der unterjochten Heimat", abgeworfen am 22. 4.
bei Pilsen) dazu auf, aus taktischen Gründen vorläufig Ruhe
zu bewahren und die Befreiung durch die Westmächte zu erwarten.
Auch die nur vereinzelt verbreiteten inländischen Flugblätter
national-tschechischen Charakters, von denen besonders
das in den letzten Tagen im gesamten Protektorat durch
die Post versandte deutsch-tschechische Flugblatt "Deutsche,
Reichsbürger" hervorzuheben istf enthielten keine Aufforderung
zum aktiven Widerstand.
Diese äussere Ruhe kann jedoch über die tatsächliche
gegnerische Gesinnung fast sämtlicher Tschechen nicht hinwegtäuschen,
die denn auch bei einzelnen Gelegenheiten deutlich
zum Ausdruck kam. Ebenso wie am Gedenktag der Protektoratserrichtung
verhielt sich auch zum Geburtstag des Führers die
Gesamtheit der Tschechen völlig gleichgültig. Dies wurde besonders
im Verlauf der (durch die Initiative der Vlajka moralisch
erzwungenen) offiziellen Metallsammlung der Tschechen deutlich.
Hier waren alle Stufen passiven Widerstandes (von blosser
Ablehnung irgendwelcher Spenden bis zu bewusster Sabotage
tschechischer Amtsorgane) zu beobachten. Die grösstenteils
kläglichen Sammelergebnisse wurden nur durch Eingreifen offizieller