I. Die allgemeine stimmungsmässige Entwicklung.
Das Protektorat Böhmen und Mähren wurde von den Kriegsereignissen
des Jahres 1940 nur mittelbar berührt und stand
auch sonst im Zeichen einer gleichmässigen politischen Entwicklung
ohne grössere Zwischenfälle.
Die Lage des im Protektorat ansässigen Deutschtums hat
sich im Laufe dieses Jahres weiter gefestigt. Der nach Errichtung
des Protektorats vielfach zu beobachtende Gegensatz zwischen
Reichs- und Volksdeutschen verlor mehr und mehr an Bedeutung;
die Volksdeutschen wuchsen zusehends in die Rechte und
Pflichten der Reichsbürger hinein. Nach der spannungsvollen
Erwartung der ersten Monate des Jahres verfolgte das hiesige
Deutschtum mit grösster Begeisterung den deutschen Siegeszug
im Norden und Westen, an dem auch mancher volksdeutsche Wehrmachtangehörige
aus dem Protektorat teilnahm. Die aussenpolitischen
Erfolge des Führers wie die Siege der deutschen Wehrmacht
trugen wesentlich zur Hebung des Selbstbewusstseins der
deutschen Bevölkerung auch dort, wo sie nur verstreut zwischen
Tschechen lebt, bei. Ausserdem wirkte sich die umfassende und
zielbewusste Deutschtumsarbeit der Behörden des Reiches und
der Organisationen der Partei äusserst günstig aus. Im Laufe
des Herbstes machte sich eine gewisse Enttäuschung über das
Ausbleiben des auf Grund von Presse- und Rundfunknachrichten
als unmittelbar bevorstehend vermuteten Englandfeldzuges bemerkbar.
Vor allem durch die verschiedenen Reden des Führers
wurde dieser Stimmungsrückgang jedoch wieder aufgefangen, sodass
auch die italienischen Misserfolge der letzten Wochen
des Jahres die allgemeine Siegeszuversicht nicht beeinträchtigen
konnten. Die durch den Krieg und die besonderen
Verhältnisse im Protektorat bedingten wirtschaftlichen und
sozialen Mängel wurden vom Deutschtum durchweg mit Disziplin