Periodické zprávy pražského řídícího úseku SD

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I. Allgemeine Stimmung der Tschechen.

Wenn Ende April die Stimmungslage dadurch gekennzeichnet
war, daß sich die Hoffnungen und Befürchtungen der
Tschechen hinsichtlich ihres zukünftigen Schicksals ungefähr
die Waage hielten, so verlagerte sich dieses stimmungsmäßige
Gleichgewicht im Monat Mai wieder mehr zu Gunsten
der Auffassung, daß nunmehr eine militärische und politische
Entwicklung eingesetzt habe, die das Schicksal des
Deutschen Reiches besiegeln und somit das der Tschechen
sichern würde. Die Andeutung der Möglichkeit längerer
Kriegsdauer in der Reichstagsrede des Führers, der Regierungswechsel
in der Sowjetunion, der Fall Heß und der Verlust
des Schlachtschiffes „Bismarck“ waren Marksteine dieser
stimmungsmäßigen Entwicklung, welche im übrigen durch Bagatellisierung
aller deutschen Erfolge und Andauern der Hoffnungen
auf die USA und Rußland gekennzeichnet war. Im Zusammenhang
damit war wiederum besonders deutlich der Einfluß
des ausländischen Rundfunks zu beobachten.

Innenpolitisch wurden die wirtschaftlichen Verknappungserscheinungen
der letzten Zeit als Vorzeichen einer kommenden
Hungersnot gewertet, die zwangsläufig zu Unruhen und
damit zum Sturz der nationalsozialistischen Regierung führen
müsse. In zahlreichen Einzelfällen des täglichen Lebens
begründeten Tschechen ihren passiven Widerstand damit, daß
„es doch nicht mehr lange dauern werde“. Andererseits bildeten
die Verhaftung der führenden Parteipolitiker Beran und
Hampl sowie die Nachwirkungen des Sokol-Betätigungsverbotes
und der Amtsenthebung Havelkas einen Anlaß zu innerer Unsicherheit,
die in Gerüchten über eine angeblich geplante
Ausrottung oder mindestens Aussiedlung des tschechischen
Volkes nach dem Kriege und in neuerdings besonders zahlreichen
anderen Greuelmeldungen ihren Ausdruck fand.