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Verhältnisse planmäßig und ungestört in ihrer inneren
Aufbauarbeit fortschreite; er betonte, daß es gelungen sei,
in wirtschaftlichen Fragen der Kirche ein Gleichgewicht zu erlangen.
In Olmütz fand in Gegenwart und unter Teilnahme von etwa
500 Personen die Einweihung einer neuen Kirche statt. Vor dem eigentlichen
Festgottesdienst wurden 7 neue Geistliche ausgeweiht.
Am 10. 5. wurde in der Kirche Prag-Nusle in Anwesenheit des Bischofs
und Patriarchen Prohazka eine feierliche Firmung abgehalten,
die mit einem Treuegelöbnis für Volk und Kirche verbunden
war. Die nach wie vor politisch-demonstrative Haltung dieser kirchlichen
Institution ist daraus zu ersehen, daß an vielen Kirchen
immer noch die Bezeichnung "Československá" geführt wird, Pfarrer
Rohač von Prag, der schon verschiedentlich wegen seiner deutschfeindlichen
Predigten auffiel, hielt am 12. 5. 1940 in der Knabenschule,
Palmovka-Straße, an etwa 250 Angehörige der Böhmisch-
mährischen Kirche eine politisch-agressive Ansprache, die von den
versammelten Tschechen mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde.
Auch die Evange1isch-böhmische Brüderkirche und ihre Geistlichkeit
reiht sich in den gehässigen Abwehrkampf gegen alles
Deutsche ein. Der Senior der Synode Dr. Josef Krenek und eine Anzahl
seiner hervorragendsten Amtsbrüder gefallen sich heute darin,
im Rahmen ihrer Predigten ständig von der Unterdrückung und der
Enge der Zeit zu sprechen. Dabei wird mit einer durchsichtigen
Tendenz stets darauf hingewiesen, daß es sich eher gezieme, Gott
zu gehorchen als Menschen. Am 15. 5. fand in der Evangelisch-böhmischen
Brüderkirche in Pardubitz ein von der Konstanzer Union veranstalteten
Vortrag des ehemaligen Oborsekretärs der Legation Den
Haag Rudolf Vonka aus Prag über den Hussitismus statt. Schon nach
den ersten Worten gewann man den Eindruck, daß der Vortrag eigentlich
einen politischen Hintergrund hatte. Den Anwesenden gab er
Hoffnung auf ein Wiedererstehen der Tschechoslowakei. Er hob vor
allem Masaryk als Verfechter der bildenden und schaffenden Kunst
hervor, der sein Volk immer wieder ermahnt habe, mit den Augen