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2.)
Kirchen.Die bedeutenden politischen und militärischen Erfolge
Deutschlands haben in jüngster Zeit auch die katholische Kirche,
insbesondere die höhere Geistlichkeit veranlasst, rein äusserlich
eine loyalere Haltung dem Reich gegenüber einzuschlagen.
Die geistlichen Würdenträger bemühen sich, fast bei jeder Gelegenheit
dem Staatspräsidenten Hácha gegenüber die Volksverbundenheit
ihrer Kirche zum Ausdruck zu bringen und geben vor,
die Bestrebungen des Staatspräsidenten durch Mitarbeit gebührend
zu unterstützen. Einzelne Würdenträger sind auffallend
stark darauf bedacht, die Verbindungen zu deutschen Persönlichkeiten
des öffentlichen Lebens auszubauen und versichern dabei,
Misstände in dem Verhältnis zum Deutschtum beseitigen zu wollen.
Das
innerkirchliche Leben brachte jedoch wiederum eine
Fülle von grösseren Veranstaltungen, aus denen die wahre Haltung
der katholischen Geistlichkeit zu ersehen war. Wallfahrten
und Prozessionen häufen sich in letzter Zeit mit der Tendenz nationaler
Demonstrationen gegen das Deutschtum.
Von besonderer Bedeutung war die seit langem propagierte
Wallfahrt zum Hl. Antonius in Blatznitz (OLB Zlin), an der
offizielle Persönlichkeiten wie Ministerpräsident Eliáš,
der NG-Jugendleiter Prinz Schwarzenberg, der bisherige
stellvertretende Leiter der NG, Graf Strachwitz, Landespräsident
Dr. Caha u.a. teilnahmen. Die Predigten, die auf
allen Wallfahrten gehalten wurden, zeigten fast ausschliesslich
wiederum chauvinistische Tendenzen. So sprach ein aus
der Slowakei emigrierter Pfarrer bei der Wallfahrt nach
Klokoty bei Tabor laufend in zweideutigen Redensarten mit
dem offenbaren Ziel, den Hass gegen alles Deutsche zu schüren.
Die Wallfahrt nach dem Hl. Berg bei Pilsen war ebenfalls
sehr stark besucht; der amtierende Geistliche hielt
hetzerische Reden, so dass die Teilnehmer in ihre Heimatorte
mit einer ungeheuren Begeisterung zurückkehrten und
sofort verschiedene Greuelmeldungen in Umlauf setzten. Die
Wallfahrten zum Hl. Berg in Pibrans (OLB Tabor) waren in
den letzten Wochen, so auch am 16. 6. 40 so stark besucht,
dass die Teilnehmerzahl der vergangenen Jahre bei weitem
übertroffen wurde. Am 2. 6. 40 fand in Iglau von der utraquistischen
Minoriten-Kirche aus nochmals eine Fronleichnams-
Prozession statt, wobei wiederum die starke Teilnahme
Jugendlicher auffiel. Die wenigen deutschen Teilnehmer
mussten bezeichnenderweise wieder an zweiter Stelle in der
Prozession marschieren.