- 36 -
In der tschechischen
Beamtenschaft sind die angeordneten
Sprachprüfungen weiterhin Anlass zur Bildung von Gerüchten; auch
der Londoner Sender greift in letzter Zeit dieses Thema auf.
Es wurde dort ausgeführt. "Die Deutschen in unserer Heimat
haben eine neue Aktion gegen die tschechischen Staatsbeamten
begonnen, die den Zweck haben soll, recht viel deutsche
Beamte in den Ämtern und Behörden unterzubringen. Die Methode
ist die, tschechische Beamte bei der deutschen Sprachprüfung
durchfallen zu lassen und dann vom Posten zu entfernen.
Viele, die perfekt deutsch sprechen, fallen bei diesen Prüfungen
durch, weil ihr Posten den Deutschen wichtig erscheint.
Dadurch soll die Germanisierung beschleunigt werden."
Unter der Beamtenschaft in Tabor wurde behauptet, dass bei
den Prüfungen Fragen gestellt würden wie: Was steht auf Seite
325 in "Mein Kampf"?, und dass die Sprachprüfungen nur
dazu da seien, um möglichst viele Tschechen aus dem Staatsdienst
auszuscheiden. Aus Brünn wird gemeldet, dass unter
der dortigen tschechischen Beamtenschaft grosse Furcht vor
den bevorstehenden Sprachprüfungen herrsche. Diese Furcht
äussert sich einerseits in erhöhtem Eifer beim Lernen der
deutschen Sprache, andererseits in einer ständig steigenden
chauvinistischen Gesinnung.
Die für die deutschen Beamten der autonomen Verwaltung geschaffene
Ausgleichszulage zeigte die unerfreuliche Auswirkung,
dass zahlreiche als gegnerisch bekannte Tschechen zum Deutschtum
übertraten, um in den Genuss der Zulage zu kommen.
Demgegenüber beklagen sich deutsche Pensionisten, die zum
Teil wegen ihres Bekenntnisses zum Deutschtum sehr frühzeitig in
den Ruhestand versetzt wurden, darüber, dass ihre Pensionen bisher
nicht denen im Reich angeglichen wurden und sie dadurch den aktiven
deutschen Protektoratsbeamten gegenüber, ganz gleich, wann
sich diese zum Deutschtum bekannt haben, benachteiligt seien.
In Brünn haben sich zahlreiche als tschechische Chauvinisten
bekannte Beamte in letzter Zeit als Volksdeutsche gemeldet;
als besonders krasses Beispiel wird die Beamtenschaft der
Finanzdirektion genannt, von der sich 80 % der noch als
Tschechen geltenden Beamten gemeldet hätten.
Eine für die tschechische Verwaltung bedeutungsvolle Massnahme
ist die vorgesehene Entlassung von
ehemaligen Angehörigen der
tschechoslowakischen Armee aus dem öffentlichen Dienst. Sie sollen
nunmehr in die Privatwirtschaft eingebaut werden. Diese Massnahme
wurde von den Tschechen teilweise dahingehend ausgelegt, dass die
Protektoratsfinanzen vollkommen zerrüttet seien.