Periodické zprávy pražského řídícího úseku SD

přihlásit se
> Měsíční zprávy / Monatsberichte > Rok 1940 > září 1940
- 36 -
2. Staats- und Verwaltungsleben.

Die Zukunft der Protektoratsregierung wurde nach der Unterredung
zwischen Staatssekretär Frank und Staatspräsident Hácha
eifrig besprochen. In der Umgebung des letzteren gab man der Vermutung
Ausdruck, dass alle Minister ausser Krejčí und Kratochvíl
ausgewechselt werden würden; neuerdings wurde dabei Kratochvíl als
kommender Ministerpräsident genannt. Einzelne Regierungsmitglieder
ergingen sich über die bevorstehende Regierungsumbildung in den
verschiedensten Kombinationen, wobei immer wieder die Ungeschlossenheit
der Regierung zum Vorschein kam. An den Besprechungen über
eine etwaige Regierungsumbildung sind angeblich auch die früheren
Systempolitiker Hampl, Hodač und Beran beteiligt gewesen.

Kreise der tschechischen Regierung haben auch im vergangenen
Monat wieder besonders aktiv in das parteipolitische tschechische
Leben eingegriffen. Vor allem auf die Minister Ježek,
Havelka und Krejčí sind die bekannten, gegen die Vlajka gerichteten
Massnahmen zurückzuführen. Im Anschluss an die Untersuchung
der Vorfälle vom 8. 8. anlässlich der damaligen Vlajka-demonstration wurden eine scharfe Überwachung der Vlajkatätigkeit
für das gesamte Protektoratsgebiet durch den Innenminister
angeordnet und die Polizeidirektionen zu intensiver
Überwachung angehalten. In einem Falle exponierte sich der
Innenminister sogar persönlich in offener Weise gegen die
Vlajka, indem er den Bezirkshauptmann von Moldauthein, welcher
an die Spitze der Bezirksverwaltungskommission einen
Vlajkisten ernennen wollte, zu sich zum Rapport bestellte
und ihm die schärfsten Vorwürfe machte. Die Weisungen des
Innenministers wurden von den Polizei- und Gendarmerieorganen
in der Provinz geradezu buchstabenmässig erfüllt, so dass
diese immer stärker den Charakter einer planmässigen Persekution
annahmen. Das Eintreten der deutschen Presse für die
Vlajka in dem Augenblick, als deren Verfolgung immer offener
zu einer deutschfeindlichen Aktion wurde, hat in den Regierungskreisen
stark ernüchternd gewirkt. Allein in der plötzlich
völlig geänderten Behandlungsweise der Vlajkahäftlinge
in Pankratz zeigte sich die eingetretene Änderung der Methoden.
Die Minister, welche der Vorwurf der Vlajkapersekution
am stärksten trifft, verteidigen sich mit dem Vorwand, dass
die Vlajka ja garnicht deutschfreundlich wäre, sondern vom
Nationalismus des durch deutschfeindliche Gesetzesanträge
bekannten Professor Mareš ausgegangen sei und in früheren
Jahren stark polonophil eingestellt war. Man übergeht hierbei
geflissentlich die Tatsache, dass sich die heutige Vlajka
schon seit, geraumer Zeit von Professor Mareš getrennt hat,
der heute die NG-Politik vertritt.