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Ryba zurückgewiesen wurde.
Die NG baute allen peinlichen Weiterungen durch eine Erklärung
in ihrem offiziellen Pressedienst vor, indem sie die
Zurücknahme der umstrittenen Durchführungsbestimmungen bekannt
gab, weil diese "aus den Rahmen der geltenden reichs-
und autonomrechtlichen Vorschriften über die Stellung der
Juden fallen".
In der Öffentlichkeit hielt die Erregung über die Judenerlasse
zunächst an. Bei dem Zentralsekretariat der NG liefen
zahlreiche Abmeldungen ein. Einer der ersten, der austrat,
war der Präsident der Živno-Bank, Dr. Preiss. Auffallend
war auch die hohe Zahl der Austrittserklärungen ehem. tschechischer
Offiziere. Die Organisationsabteilung schrieb darauf
allen Mitgliedern, die austreten wollten, daß sich die Verordnung
auf ihre Person nicht beziehe und sie als Bestätigung
das Schreiben der Organisationsabteilung der NG gebrauchen
könnten.
Ähnlich wie der radikal begonnene Antisemitismus scheint
auch die
Propagierung des Reichsgedankens unmerklich zu versanden.
Der Nachfolger Krychtáleks, Prof. Tejrovský, der nunmehr ausser
seiner Aufgabe als Bevollmächtigter für die Ideenerziehung noch
das Propagandareferat unter sich hat, ist zwar um eine Fortsetzung
der mit den Loyalitätsversammlungen vom 13. 10. begonnenen Linie
bemüht; die Bezirkskundgebungen, die auf seine Weisung in allen
NG-Bezirken die Parole des Reichsgedankens bis ins Volk tragen
sollten, wurden jedoch schablonenhaft und ohne Schwung durchgeführt
und wirkten in ihrem Verlauf noch unglaubhafter als die
früheren Versammlungen. In der tschechischen Öffentlichkeit verhallte
auch diese Aktion ohne nennenswertes Echo. Nunmehr sollen
für die Funktionäre der NG Schulungskurse in kleineren Kreisen
veranstaltet werden, um diesen den Nationalsozialismus und die
Einrichtungen des Reiches klar zu machen.
Auch die Bezirkskundgebungen fanden wie die Versammlungen
der NG im Vormonat im geschlossenen Raum und nur für geladene
Funktionäre statt, so daß ihre Auswirkungsmöglichkeit
in der Öffentlichkeit von vornherein gehemmt wurde und gerade
den an den Fragen interessierten Tschechen der Eintritt
verwehrt blieb. Die auf den Versammlungen vorgetragenen
Reden waren bis ins kleinste schriftlich ausgearbeitet und
wurden meist monoton abgelesen.
In Tischnowitz sprach Prof. Tejrovský persönlich vor einer
Versammlung der NG-Jugend über das Programm der NSDAP. Er
behauptete, daß wesentliche Punkte des Parteiprogramms bereits