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bekannten Flüsterpropaganda. Die Werbung zu Arbeiten für
das Altreich stösst auf starken Widerstand bei den Arbeitern.
Es kam zu der Äusserung, dass man erst ins Reich gehen
würde, wenn man mit einem Bajonett bis an die Grenze getrieben
würde. Illegale Werber von altreichsdeutschen Betrieben
versuchten Arbeiter über die grüne Grenze zu bringen und
wurden aus diesem Grunde verhaftet.
Bei einer Überprüfung der Finanzgebarung der Gewerkschaften
ergab sich, dass die Einnahmen geringer sind als
die Ausgaben. Das Minus der betreffenden Gewerkschaften
wurde durch den Überschuss anderer Gewerkschaften zu decken
versucht. Da die Gelder der Gewerkschaften noch die einzigen
Geldmittel sind, über die die Tschechen frei verfügen,
tauchte die Vermutung auf, dass diese Mittel zu deutschfeindlichen
Zwecken verwandt werden. Über die Betriebsausschüsse
herrscht bei den deutschfreundlich gesinnten Arbeitern
Missstimmung, da diese Betriebsausschüsse vor drei
Jahren im Zeichen der ärgsten antideutschen Propaganda gebildet
wurden und somit als Mitglieder vielfach Kommunisten
und Beneschanhänger haben. Diese Ausschüsse sollen ein
Hauptgrund sein, dass sich das Verhältnis der tschechischen
Arbeiterschaft zum Deutschtum nicht bessere.
Die Verhandlungen über eine Neuregelung der Pensionsversicherung
der AngesteIlten in höheren Diensten und der
Invaliden- und Krankenversicherung der Arbeiter wurden
fortgesetzt, wobei eine Anpassung an die Verhältnisse im
Reichsgebiet angestrebt wird. Für die Angestellten entstand
durch den Anschluss des DHV (deutschnationaler Handlungsgehilfenverband)
an die DAF ein fühlbarer Nachteil. Z. B.
betrug die zusätzliche Monatsrente vom DHV das Fünffache
von der, die der Angestellte nach dem Zusammenschluss von
DHV und DAF jetzt erhält.
Zu dem Frauenarbeitseinsatz nimmt die Bevölkerung vorerst
noch eine verhältnismässig indifferente Haltung ein.
Es wird nur bemerkt, dass die Frauen im Reich weniger gefährliche