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erfreut. In den meisten Orten wurden die Ergebnisse des Vorjahres
nicht erreicht.
Aus einem Bericht der Nationalen Hilfe in Schüttenhofen
(OLB Klattau) geht hervor, daß es ihr nicht möglich sein
werde, die gestellten Aufgaben zu bewältigen, wenn in
Zukunft die Opferfreudigkeit der tschechischen Bevölkerung
nicht steige und für die Bestrebungen der Nationalen Hilfe
nicht das nötige Interesse aufgebracht werde.
Aus Schüttenhofen wird gleichfalls von einer völlig neuartigen
Aktion des örtlichen Auschusses der Nationalen
Hilfe berichtet. Dort geben die drei Theaterabteilungen
des Sokol, DTJ und Orel gemeinsame Theatervorstellungen
zu Gunsten des Nationalen Hilfswerkes. Dies wird in Schüttenhofen
richtig als bedeutendes kulturelles Ereignis und
erst in zweiter Linie als soziales Werk gewertet. Es erweist
sich somit wiederum, daß die Nationale Hilfe nicht
nur als soziales Hilfswerk der Tschechen, sondern auch
als Instrument des völkischen Kampfes zu werten ist.
Die
ehemaligen politischen Parteien gewannen mit der wachsenden
Ohnmacht der NG zusehends mehr an Einfluß. So wurde der
Versorgungsausschuß in der NG erst nach Anhörung der Wirtschaftsreferenten
der ehemaligen Parteien geschaffen. Ebenso ist die
Ernennung des Sozialdemokraten Stočes zum NG-Ausschußmitglied
ein Beweis ihrer Rührigkeit. Als bestorganisierte Parteigruppen
gelten neben den Kommunisten, die Sozialdemokraten, Agrarier
und Klerikalen. In Zersetzung sollen sich die Nationalsozialisten
(Beneš-Partei) und Faschisten befinden, während
die Gewerbepartei dank der Einschaltung der Vertreter des Gewerbes
in die Schleichhandelsbekämpfung ihre Verbindungen wieder
straffer zusammenfassen konnte.
Über das Kräftespiel und die Tendenzen dieser geheimen
politischen Fronten machte ein hoher Funktionär der ehemaligen
Gewerbepartei aufschlußreiche Äußerungen. Der eigentliche
Initiator sei der ehemalige Vorsitzende der
Agrarpartei, Beran, der als Erster mit der Erfassung seiner
alten Parteigefolgschaft begonnen habe, so daß die
anderen ihm nachfolgten. Von Beran werde die Ansicht verbreitet,
daß Deutschland den Krieg verlieren und jene Partei
im neuen Staat die Macht ergreifen werde, die die beste
Organisation einzusetzen habe. Beran spiele jedoch auch
nach der deutschen Seite. Für den Fall eines deutschen
Sieges glaube er seine Geheimtätigkeit damit begründen zu