Periodické zprávy pražského řídícího úseku SD

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I. Allgemeine stimmunsmäßige Entwicklung

Der durchwegs guten und siegeszuversichtlichen Stimmung
der Deutschen im Protektorat stand im September bei den Tschechen
eine steigende Nervosität gegenüber, die äußerlich durch
gespielte Selbstsicherheit; nur unvollkommen überdeckt werden
konnte. Dies zeigte sich immer wieder angesichts der verschiedensten
deutschen Maßnahmen, die ihrer sachlichen Begründung
entkleidet sofort als Fingerzeig für ein den Tschechen bevorstehendes
Schicksal im Protektorat gedeutet wurden. So glaubte
man; z.B. in der geplanten Ausweitung des Truppenübungsplatzes
bei Wischau (OLB Brünn) den bloßen Vorwand für eine großzügige
Ansiedlung deutscher Rückwanderer aus dem Südosten suchen zu
müssen. Mehrfach wurde tschechischerseits verbreitet, daß die
Gründung eines Reichsgaues Mähren unmittelbar bevorstehe und
lediglich die Personenfrage des kommenden Gauleiters noch ungeklärt
sei. In Böhmen war immer wieder zu hören, daß das Protektorat
aufgeheben und Prag die Hauptstadt des neuen Gaues
werde. In Zusammenhang mit der Frage eines Wohnungsmangels
in Prag tauchte das Gerücht auf, alle Pensionisten müßten demnächst
Prag verlassen und würden in Provinzstädte oder aufs
Land abgeschoben, auch sollten 30 000 Berliner nach Prag verpflanzt
werden. Die deutscherseits betriebene Änderung tschechischer
Schulbücher wurde als versteckter Versuch ausgelegt,
die Weiterbildung der tschechischen Jugend zu unterbinden.

Der in der tschechischen Bevölkerung herrschenden Unsicherheit
und Gerüchtbildung lag zweifellos nicht immer einer
Böswilligkeit zugrunde, wenn auch die grundsätzliche Reichsfeindlichkeit
der breiten tschechischen Massen fortdauert.
Immer wieder fand durch Aktivisten und in Auswirkung englischer
Rundfunksendungen die Hoffnung auf eine letztliche Niederlage
Deutschlands Nahrung. Weder der Wiener Schiedsspruch,
der als Anfang von wirren im Südosten gedeutet wurde, noch der