- 3 -
II. Tschechisches Kultur- und Gemeinschaftsleben.
1. Kultur- und Verbändewesen.
Das Interesse der Tschechen an ihrer Presse ist in den
letzten Monaten offensichtlich gestiegen. Nicht nur die Prager
Tageszeitungen, sondern auch die Blätter der größeren
Provinzstädte sowie die illustrierten Zeitungen sind besonders
im Monat Juli sehr stark gefragt gewesen. Selbst die
eine Zeit lang wegen ihrer deutschfreundlichen Haltung von
den Tschechen boykottierten Zeitungen, wie beispielsweise
die Blätter des Globus-Verlags in Brünn, hatten im Berichtsmonat
tagtäglich nahezu einen vollständigen Ausverkauf zu
verzeichnen; während in den früheren Monaten von den Blättern
dieses Verlages durchschnittlich 20 % der in den Handel
gelangenden Zeitungen zurückgegeben wurden, gingen im Monat
Juli nur 2 - 3 % als unverkauft zurück. Die Prager und Pilsener
Zeitungen können mit ihren durch die kriegswirtschaftlichen
Maßnahmen beschränkten Wochentags- und Sonntagsauflagen
dem Kaufbedürfnis kaum gerecht werden. Der Grund zu dieser
Entwicklung liegt einerseits natürlich in den großen
politischen und militärischen Ereignissen; andererseits war
aber auch das Niveau der tschechischen Presse - von wenigen
Ausnahmen in der Provinz abgesehen - ein allgemein gutes.
Besonders im Rahmen der V-Aktion hat die tschechische Presse
eine beachtliche publizistische Schlagfertigkeit bewiesen.
Obwohl, besonders zu Beginn der V-Aktion für die einzelnen
Arbeiten wenig Zeit zur Verfügung stand, haben die verantwortlichen
Schriftleiter in ihrer Presse die verschiedenen
Ideen gut und einfallsreich verwirklicht. Durch besonders
gute eigenschöpferische Arbeiten fielen der "Večer" mit einer
Artikelreihe von Hauptschriftleiter Krychtálek, ferner
"A-Zet", "Národní Politika" und "Polední List" auf. Daneben
waren allerdings auch wieder negative Erscheinungen zu beobachten,
die ein gewisses System des Widerstandes ahnen lassen;