I. Allgemeine Stimmung der Tschechen.
Die deutschfeindliche und hoffnungsfreudige Allgemeinstimmung
der Tschechen hat sich gegenüber dem Monat Januar nicht
verändert. Auch die beiden Führerreden am 30. 1. und 24. 2. konnten
die Zuversicht der Tschechen nicht wesentlich beeinträchtigen.
Vor allem waren es weiterhin die italienischen Misserfolge und
die Hoffnung auf Amerika, welche die Tschechen an eine deutsche
Niederlage glauben liessen. Auch die Erwartung einer Kriegsausweitung
im Südosten, die in zahlreichen Gerüchten zum Ausdruck
kam, bestärkte die tschechischen Wunschträume. Die deutschen
militärischen Erfolge zur See und zur Luft wurden dagegen von
den für die politische Meinungsbildung der Tschechen massgebenden
Schichten geflissentlich übergangen oder bagatellisiert. Dadurch
wurden auch Ansätze vernünftigerer Auffassung, die sich vor allem
in Arbeiter- und Bauernkreisen zeigten, immer wieder erstickt.
Es muss erneut festgestellt werden, dass für die Meinungsbildung
des tschechischen Volkes nahezu in seiner Gesamtheit - unmittelbar
oder mittelbar über die Flüsterpropaganda - die Sendungen
des englischen Rundfunks massgebend sind.
Das Bestreben der Tschechen, sich für alle zukünftigen Möglichkeiten
zu sichern, bestimmte im Februar die Vorgänge auf allen
Lebensgebieten. Der wachsende passive Widerstand und das selbstbewusstere
Auftreten der Tschechen gegenüber Deutschen liessen
jedoch allenthalben erkennen, dass die Annahme einer deutschen
Niederlage bei weitem überwiegt; auch sonst gutwillige Tschechen
hielten sich aus Angst vor Rache in einer zukünftigen Tschechoslowakei
auffallend zurück. Die teilweise erheblichen Mängel in der
Lebensmittelversorgung des Protektorats wurden weiterhin als
Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche Deutschlands gewertet; die
in diesem Monat deutscherseits stark vorgetriebene Bekämpfung
des Schleich- und Schwarzhandels wurde demgemäss als eine von
den Tschechen abzulehnende Angelegenheit betrachtet.