Periodické zprávy pražského řídícího úseku SD

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Die Kennzeichen der Haltungslosigkeit der tschechischen Jugend
sind Bequemlichkeit, Furcht vor Verantwortung und Mangel
jeglicher schöpferischen Kraft. Neben dem Fehlen einer
Kameradschaft greift unter der tschechischen Jugend in weitem
Masse eine gewollte Disziplinlosigkeit, verbunden mit
einem losen Herdenbewusstsein, Platz. Die Furcht vor selbständiger
Verantwortung zeigt sich am besten in der Berufswahl.
Hier besteht die übertriebene Neigung zur gesicherten
Zukunft der Beamtenlaufbahn.

Das äussere Bild der tschechischen Jugend wird vom Typ des
modernen westlerischen Dandys mit Kleidung nach Pariser
Eleganz und sorgsam gepflegter langer Haartracht sowie in
den sozial schwächeren Schichten vom kraftmeierisch rüden
Prager "Pepík" beherrscht. Das sexuelle Erlebnis spielt in
der tschechischen Jugend bei ihrem frühzeitig erwachenden
Triebleben eine bedeutsame Rolle. Auch hier fehlen Ideal
und sittlicher Halt. Einer hemmungslosen Gefallsucht, gepaart
mit geschlechtlicher Würdelosigkeit auf der männlichen
Seite, entspricht bei der weiblichen Jugend Neigung zur Prostitution.


Der tschechische Pfadfinderverband Junak wurde mit seinen
weigvereinen, den "Vereinigungen der Freunde des Junak" am 4. 11.
von der Geheimen Staatspolizei aufgelöst. Diese Massnahme löste
in zweifacher Hinsicht ein bemerkenswertes Echo der tschechischen
Öffentlichkeit aus. Einerseits suchte man die deutsche Exekutivmassnahme
als einen Fehlschlag gegen harmlose und politisch unschuldige
Jugendvereine hinzustellen; das Reich müsse schon in
eine sehr schwierige Lage geraten sein, wenn es sich durch die
Tätigkeit unreifer Jungen bedroht fühle und durch Beschlagnahme
der von den Skauts mühsam ersparten Zelte und Kessel seine gelichteten
Bestände auffüllen wolle.

Das Problem Junak hatte über seine Bedeutung als vormilitärischer
Erziehungsverband und illegal-politische Verhetzungszelle
hinaus einen ausgesprochen politischen Charakter. Neben
der allgemeinen politischen Grundhaltung, die durch eine
eindeutige Ausrichtung auf die Idee des ehemaliger tschechoslowakischen
Staates und seine Repräsentanten Masaryk und
Benesch gekennzeichnet war, spielten noch andere politische
Einflüsse internationalen Charakters herein. So wurde in
der seit 1938 im internsten Führungskreise des Junak verbreiteten
Broschüre des mährischen Junak-Landesführers "Der
Skaut - ein kleiner Freimaurer" die Unterordnung der Skautbewegung
unter die Ziele der internationalen Freimaurerei
von authentischer Seite eingestanden. Auch der Katholizismus
verstand es, seinen nachhaltigen Einfluss auf die Skautbewegung
nach der im Jahre 1938 erfolgten Eingliederung der
katholischen Skautverbände in den "Junak" aufrecht zu erhalten,